Schreiben ist für viele Menschen Schwerstarbeit. Recherchieren, Analysieren, Argumentieren und Formulieren kann mitunter auch wirklich zur Herausforderung werden. Umso wichtiger ist es, die Motivation über den gesamten Schreibprozess aufrecht zu erhalten. Das funktioniert am besten, wenn Sie sich für bestimmten Aufgaben eine Belohnung in Aussicht stellen. Denn durch Mary Poppins wissen wir, dass selbst Aufräumen Spaß machen kann – zumindest dann, wenn Sie dafür eine Aufwandsentschädigung bekommen: „mit einem kleinen Löffel Zucker schmeckt auch bittere Medizin“.

Lesen Sie in diesem Beitrag:

  1. Warum brauchen Sie Belohnungen beim Schreiben?
  2. Wie können Sie sich beim Schreiben belohnen?
  3. Was macht ein gutes Belohnungsmanagement aus?

1.      Warum brauchen Sie Belohnungen beim Schreiben?

Belohnungen sind ein überaus wichtiger Motivator. Sie helfen Ihnen, schwierige oder unangenehme Aufgaben anzugehen und bis zum Ende durchzuhalten. Das gilt nicht nur für das Schreiben, sondern in fast allen Bereichen unseres Lebens.

Im Prinzip lassen sich Belohnungen als Gegengift bei Prokrastination beschreiben. Und das kennen ja die meisten: Wer hat nicht schon einmal die Steuererklärung bis zum letzten Tag aufgeschoben (oder auch darüber hinaus) oder sieht immer genau in dem Moment, wenn komplexe Denkleistungen anstehen, die ganze Arbeit im Haushalt?

Interessant ist, dass Prokrastination auffallend häufig beim wissenschaftlichen Schreiben zu beobachten ist. Das ist nicht überraschend, denn Arbeiten, die viel Selbstdisziplin erfordern, lassen sich besonders leicht aufschieben. Es steht beim Schreiben ja keine hinter Ihnen, die Sie mit mahnendem Blick an den Abgabetermin Ihrer Bachelorarbeit erinnert …

Was triggert Prokrastination?

In Bezug auf das Prokrastinieren lässt sich die Bachelorarbeit mit der Steuererklärung vergleichen: Beides sind Aufgaben, die viel Aufmerksamkeit von Ihnen verlangen – zumindest mehr als andere Aufgaben, wie zum Beispiel einen Fachartikel lesen oder eine E-Mail beantworten.

Darüber hinaus sind beide Aufgaben mit bestimmten Erwartungen verknüpft. So würden Sie wahrscheinlich eine zu Ihrem Nachteil ausgelegte Steuererklärung ebenso als Abwertung Ihrer Leistung interpretieren wie eine schlecht bewertete Bachelorarbeit. Neben den komplexen Anforderungen ist es also auch die Angst vor dem Versagen, die Sie prokrastinieren lässt.

Was hilft gegen das Prokrastinieren?

Bei Aufgabentypen, die viel Selbstdisziplin erfordern, kann eine klug gewählte Belohnung zur Dopaminausschüttung führen und dadurch für die notwendige Motivation sorgen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Sie weniger prokrastinieren, wenn Sie sich – je nach Umfang Ihres Schreibprojekts – die eine oder andere Belohnung ausloben, auf die Sie sich dann freuen können.

2.      Wie können Sie sich beim Schreiben belohnen?

Die Möglichkeiten sich im Schreibprozess zu belohnen, sind überaus vielfältig. Neben den altbekannten Genussmitteln (wie Kaffee oder Schokolade) dürfen Sie bei den Belohnungen gerne auch an die gesünderen Alternativen denken. Dazu zählen vor allem Sport, aber auch Bewegung an der frischen Luft, ein gutes Gespräch mit einer Freundin oder ein interessantes Buch.

Setzen Sie auf körperlichen Ausgleich

Am besten können Sie sich belohnen, indem Sie am Morgen sagen: „Wenn ich mein Tagesziel erreicht habe, gehe ich ins Gym.“ Diese Art der Belohnung funktioniert aber nur, wenn Sie auf diesen Anreiz positiv reagieren. Voraussetzung ist also, dass Sie sich auf das Gym freuen – weil Sie sich bei körperlicher Anstrengung wohlfühlen oder dabei die Strapazen des Tages vergessen können. Sie müssen den Gym-Besuch am Abend also tatsächlich als Belohnung für Ihr Tagwerk empfinden, um daraus die Motivation zum Schreiben ziehen zu können.

Sportliche Anreize sind nichts für Sie? Dann reicht auch ein Spaziergang oder Sie setzen sich bei gutem Wetter einfach eine Stunde in die Sonne. Sie werden staunen, wie erholsam solche Pausen sind. Versuchen Sie, Phasen der Denkarbeit und Aktivitätsphasen optimal aufeinander abzustimmen und am besten im Wechsel in Ihren Tagesablauf zu integrieren. Verlassen Sie Ihren Schreibtisch und sehen Sie die dabei zurückgelassenen Gedanken als Belohnung an.

Bringen Sie mehr Abwechslung in den Schreibprozess

Um sich beim Schreiben belohnen zu können, müssen Sie nicht unbedingt den Raum verlassen. Manchmal reicht es schon, wenn Sie die Tagesstruktur verändern beziehungsweise etwas besser an Ihre Interessen anpassen.

Wenn Sie zum Beispiel gerne kreativ sind und deshalb Freude an der Erstellung von Grafiken haben, könnten Sie sich mit diesen Aufgaben belohnen. Sagen Sie sich dann: „Ich darf erst mit der Grafik anfangen, wenn ich den Text dazu fertig geschrieben habe“.

Macht Ihnen Lesen mehr Spaß als Schreiben? Dann versuchen Sie doch einmal, die übliche Reihenfolge beim wissenschaftlichen Arbeiten umzukehren und sich die Literatur erst nach der Texterstellung anzusehen: „Wenn ich Abschnitt 1.2.3 geschrieben habe, darf ich eine Stunde recherchieren und/oder lesen“. Damit belohnen Sie sich nicht nur für das Schreiben, Sie reduzieren auch die Gefahr, viel Zeit mit ungezieltem Lesen zu vergeuden.

Nutzen Sie Gamification

Eine weitere Möglichkeit, mehr Freude in Ihren Schreiballtag zu bringen, ist Gamification. Mit der Übertragung von (computer)spieltypischen Elementen auf den Schreibprozess können Sie Ihre Motivation erhöhen. Gamification ist vor allem sinnvoll bei Tätigkeiten, die für Sie wenig herausfordernd oder monoton sind. Auf der anderen Seite lassen sich auch Aufgaben, die sehr komplex sind, mithilfe von spieltypischen Elementen besser bewältigen. Probieren Sie es aus:

  • Machen Sie aus Fleißaufgaben (wie dem Erstellen von Grafiken, Tabellen oder Verzeichnissen) kleine Quests.
  • Arbeiten Sie mit Fortschrittsbalken und visualisieren Sie sich das Erreichen jedes Zwischenziels („Meilensteine“).
  • Konzentrieren Sie sich immer nur auf die gerade wichtigen Dinge („Cascading Information“).

3.      Was macht ein gutes Belohnungsmanagement aus?

Belohnungen können Anreize schaffen und Sie dadurch zu Höchstleistungen bringen. Mit den folgenden Impulsen entwickeln Sie sich Ihr ganz individuell auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse ausgerichtetes „Belohnungsmanagement“.

Belohnungen funktionieren nur individuell

So generell Belohnungen gegen Prokrastination wirken können, so individuell müssen Sie herausfinden, welche Belohnung Sie motiviert. Während bei mir eine Tasse Kaffee zum perfekten Start in den Tag gehört, freut sich eine andere vielleicht viel mehr über ein Stück Kuchen oder die Yogastunde am Nachmittag. Sie müssen sich deshalb fragen:

  • Was spornt Sie an?
  • Was hilft Ihnen beim Durchhalten?
  • Was macht Ihnen Lust, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen?

Definieren Sie sich auf dieser Basis eine auf Sie attraktiv wirkende Belohnung und integrieren Sie diese Erkenntnisse in Ihren Schreibprozess.

Sie können dabei auch variieren. Es muss nämlich nicht immer die gleiche Art von Belohnung sein, also an jedem Morgen einen Kaffee. Sie dürfen gerne auch mal etwas Neues ausprobieren! Hören Sie am besten einfach in sich hinein und erkunden Sie dabei, was Ihnen jetzt gerade guttun würde. Im Laufe der Zeit werden Sie ein Gespür dafür bekommen, was Sie beim Schreiben unterstützen kann.

Jede Belohnung muss angemessen sein

Die Aussicht auf einen zu geringen Preis wird Sie wahrscheinlich nicht zum Schreiben animieren. Und mit übertriebenen Anreizen schrauben Sie die Erwartungen (unnötigerweise) in die Höhe. Die Belohnung sollte sich deshalb am jeweiligen Aufwand orientieren. Was Sie dabei als angemessen ansehen, entscheiden nur Sie selbst. Während die eine überaus generös zu sich selbst ist, wird eine andere mit viel weniger zufrieden sein.

Grundsätzlich gibt es Grenzen auf beiden Seiten: Ich denke, dass zum Beispiel eine Woche Urlaub für jedes geschriebene Kapitel viel zu viel ist – und ein Stück Schokolade ganz bestimmt zu wenig. Suchen Sie sich auf dem Spektrum der Möglichkeiten die Belohnung aus, die Sie für angemessen halten.

Unterscheiden Sie zwischen zwei Arten von Belohnungen:

  1. Eine kleine Belohnung zwischendurch liefert Ihnen die Kraft zum Weiterarbeiten. Das kann eine kurze Kaffee-Pause oder zehn Minuten Yoga sein. Solch eine Belohnung sollten Sie sich immer dann gönnen, wenn Sie gerade einen Motivationsschub benötigen. Dabei ist es unerheblich, was Sie bis dahin bereits geschafft haben.
  2. Eine Meilenstein-Belohnungen orientiert sich hingegen an einem vorab definierten Ziel. Sie darf etwas größer ausfallen, zum Beispiel ein arbeitsfreier Tag oder ein Abend mit Freundinnen. Voraussetzung ist jedoch immer, dass Sie für diese Belohnung einen bestimmten Meilenstein erreicht haben müssen.

Die Belohnung sollte unmittelbar erfolgen

Aus der Psychologie ist bekannt, dass Reaktionen auf Ereignisse zeitnah erfolgen müssen. Nur so können sie eindeutig mit dem Ergebnis in Verbindung gebracht und für zukünftige Situationen abgespeichert werden. Schieben Sie die Belohnung deshalb nicht auf: Schnell geschrieben – schnell belohnt.

Vorsicht ist jedoch geboten bei zu viel „Vorschuss-Lorbeeren“. Um eine Belohnung mit dem Erfolg verknüpfen zu können, müssen Sie auch eine entsprechende Leistung erbracht haben. Deshalb gilt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!

Immaterielle Belohnungen halten länger an

So verlockend die Aussicht auf eine materielle Belohnung auch sein mag, bedenken Sie, dass immaterielle Anreize langanhaltender sind und Sie dadurch nachhaltig glücklich machen.

Halten Sie sich gerne vor Augen, wie sie andere inspirieren konnten oder ihnen neue Wege aufgezeigt haben. Dieses Gefühl ist sehr viel mehr wert als eine neue Handtasche oder ein paar exklusive Schuhe. Es wird Sie mit Stolz erfüllen und zum Weiterarbeiten motivieren.

Intrinsische Belohnungen wirken stärker

Verlassen Sie sich nicht allein auf Anreize von außen. Lob und Anerkennung durch andere kann Sie in jedem Falle motivieren. Die Freude über den Erkenntnisgewinn nimmt unserer Belohnungssystem im Gehirn jedoch noch viel intensiver wahr als Reaktionen von anderen.

Machen Sie sich deshalb immer bewusst, was Sie beim Schreiben gelernt haben und freuen Sie sich darüber, wieder ein Stück weitergekommen zu sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Klug gewählte Belohnungen erleichtern den Schreibprozess. Mit einem individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten Belohnungsmanagement können Sie sich eine Belohnungsroutine schaffen, die für ausreichend Motivation sorgen und Sie Ihren Schreibzielen ein Stück näherbringen.