Die Erkenntnis des Philosophen Sören Kierkegaard „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden“ lässt sich auch auf die Reihenfolge bei der Textproduktion übertragen:

Ein Text wird vorwärts gelesen und rückwärts geschrieben.

So wie Sie beim Leben erst rückblickend erkennen, was wirklich von Wert war oder Bestand hatte, müssen Sie bei einem Text das Ende kennen, um den Weg dorthin gut beschreiben zu können. Deshalb sollten Sie bei einer wissenschaftlichen Arbeit auch nicht mit der Einleitung oder der Literaturrecherche anfangen, sondern mit dem Wichtigsten:

Zahlen, Daten, Fakten

Bei einer wissenschaftlichen Arbeit empfehle ich die folgende Reihenfolge:

  1. Daten erheben und dokumentieren („Forschungsdesign“)
  2. Daten auswerten, interpretieren und diskutieren („Praxis“)
  3. Hintergrundwissen liefern („Theorie“)
  4. Ergebnisse zusammenfassen und reflektieren („Fazit“)
  5. Thema vorstellen und im wissenschaftlichen Diskurs verorten („Einleitung“)

Praxis vor Theorie

Die vorgeschlagene Vorgehensweise hilft Ihnen zum einen dabei, die Recherche so effizient wie möglich zu gestalten. Denn das, was Sie an Hintergrundinformationen im Theorieteil liefern müssen, hängt in erster Linie von Ihrer Argumentation im Praxisteil ab.

Deshalb sollten Sie immer erst auf Ihre Daten und die daraus gewonnen Ergebnisse schauen, bevor Sie mit der Recherche beginnen. Dabei ist es egal, ob Sie selbst Daten erheben (empirische Arbeit) oder Fragestellungen aus der Literatur diskutieren (Literaturarbeit).

Die Fokussierung auf die Ergebnisse wird Sie darüber hinaus vor dem größten Zeitfresser beim wissenschaftlichen Arbeiten bewahren, dem „ungezielten Lesen“. Sehen Sie sich die Literatur deshalb erst an, wenn Sie eine konkrete Frage dazu formulieren können. Sie werden staunen, wie schnell Sie auf diese Weise zu den Antworten vordringen.

Fachkapitel vor Leserführung

Einleitung und Fazit sind die wichtigsten Kapitel einer wissenschaftlichen Arbeit. Denn im Prinzip sollte die Leserin allein nach der Lektüre dieser beiden Kapitel wissen, worum des in Ihrer Arbeit geht und zu welcher Erkenntnis Sie gekommen sind.

Im Gegensatz zu den Fachkapiteln liefern Einleitung und Fazit jedoch keine harten Fakten, sondern dienen eher der Leserführung. Um die im Rahmen der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse richtig einzuordnen – und die Leserin dabei „an die Hand nehmen“ zu können –, müssen alle Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Deshalb sollten Sie diese beiden Kapitel erst ganz am Schluss schreiben.