Akademische Texte basieren in der Regel auf bestehenden Annahmen oder Forschungsergebnissen. Diese Vorarbeiten sollten Sie in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit als Zitate berücksichtigen und entsprechend würdigen. Denn in jeder Arbeit müssen Sie die eigenen Untersuchungen immer im Kontext des vorhandenen Wissens verorten.

Texte, Bilder oder Ideen, die nicht von Ihnen stammen, müssen Sie eindeutig als Fremdwissen kennzeichnen. Tun Sie das nicht, setzen Sie sich dem Vorwurf des Plagiats aus. Der Rechtsprechung ist es dabei egal, ob der Diebstahl geistigen Eigentums aus Unachtsamkeit oder mit Vorsatz erfolgte.

Doch so schnell geht das nicht – und lässt sich auch mit etwas Vorsicht vermeiden.

Keine Angst vor Plagiarismus

Im Prinzip ist jedes Wissen, über das Sie verfügen beziehungsweise auf dem Sie Ihre Argumente stützen, fremdes Gedankengut. Denn alles, was Sie im Laufe Ihres Lebens – in Schule, Studium oder im Privaten – gelernt haben, basiert auf den Erfahrungen anderer oder hat sich in der Interaktion mit anderen entwickelt.

In Ihrer wissenschaftlichen Arbeit müssen Sie Fremdwissen klar kennzeichnen. Doch was ist Fremdwissen überhaupt? Und was müssen Sie in Ihrer Arbeit als solches kennzeichnen, um dem Plagiatsvorwurf zu entgehen?

Gemeingut und Grundlagen brauchen keinen Beleg

Unstrittige Angaben (wie zum Beispiel Geburtsdaten bekannter Personen) oder allgemeine Aussagen („Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.“) haben gewöhnlich keine Autorin. Sie müssen daher auch nicht belegt werden.

Gleiches gilt für sogenanntes Handbuchwissen, also allgemeine und unstrittige Grundlagen der jeweiligen Fachdisziplin. Diese dürfen immer ohne konkreten Quellenbeleg zitiert werden.

Plagiatsvorwurf setzt Täuschungsabsicht voraus

Fehlende Quellenangaben sind ganz klar ein Verstoß gegen das Urheberrecht. Ein paar vergessene Fußnoten reichen jedoch nicht, um aus der Arbeit ein Plagiat zu machen. Hier spricht man vielmehr von Schlamperei beim wissenschaftlichen Arbeiten oder, etwas netter ausgedrückt, von „handwerklichen Fehlern“.

Steht in einer Arbeit über mehrere Absätze hinweg Fremdwissen ohne Quellenangabe und erweckt die Autorin dabei den Anschein, es würde sich um ihre eigenen Gedanken handeln, liegt der Verdacht der Täuschungsabsicht nahe. Diese muss beim Plagiatsvorwurf gegeben sein.

Nutzen Sie Belege als Basis für Ihre Argumentation

Auch wenn nicht jeder Begriff, der in Ihrem Fachgebiet etabliert ist, als Fremdwissen gekennzeichnet werden muss, kann das jedoch sinnvoll sein.

Fachtermini werden mitunter in verschiedenen Disziplinen gebraucht – und haben dadurch unterschiedliche Deutungen. Um sicher zu gehen, dass Sie verstanden werden, sollten Sie die wichtigsten Begriffe immer mit Bezug auf die relevanten Quellen definieren. Damit zeigen Sie zum einen, dass Ihnen die einschlägige Literatur bekannt ist. Darüber hinaus können Sie die Diskussion kontroverser Meinungen nutzen, um daraus Ihre Sicht abzuleiten.

Durch Zitate zeigen Sie Ihrer Leserschaft, dass Sie sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben und den Stand der Forschung kennen.

So wenig wie möglich – so viel wie nötig

Achten Sie beim Zitieren auf Ausgewogenheit: Unterzitieren, also ein Mangel an Zitaten, beeinträchtigt die Nachvollziehbarkeit der gelieferten Daten. Überzitieren kann sich ungünstig auf den Lesefluss auswirken und dadurch das Verständnis erschweren. Bedenken Sie auch, dass unverhältnismäßig viel Fremdwissen in einer wissenschaftlichen Arbeit Ihre eigenen Forschungsergebnisse in den Hintergrund rücken lässt.

Der Anteil der Eigenleistung, der von Ihnen erwartet wird, steigt mit dem angestrebten Abschluss. Während bei Seminararbeiten das sorgfältige Aufarbeiten und Vergleichen verschiedener Forschungsansätze ausreichend sein kann, genügt das bei Bachelor- oder Masterarbeiten nicht. Hier sollten Ihre Gedanken klar im Vordergrund stehen.

Überlegen Sie sich gut, auf welche Werke Sie referieren (müssen) und wie Sie sich dazu positionieren.

Wie zitieren Sie richtig?

Da es keine allgemeingültigen Richtlinien zur Kennzeichnung von Fremdwissen in wissenschaftlichen Arbeiten gibt, werden die Anforderungen gewöhnlich intern festgelegt. Wenn es in Ihrem Fachbereich konkrete Vorgaben gibt, sollten Sie sich unbedingt an diese halten.

Gibt es keine Vorschriften, können Sie selbst entscheiden, wie Sie Zitate in Ihrer Arbeit markieren. Doch egal, für welche Form Sie sich entscheiden, achten Sie immer auf Konsistenz.

Deutsch oder amerikanisch?

Die amerikanische Zitierweise listet einen Kurzbeleg in runden Klammern direkt nach dem Zitat im Fließtext. Bei der bekanntesten Variante, der Harvard-Zitation, geben Sie den Autorennachnamen, das Erscheinungsjahr der Publikation sowie eventuell eine Seitenzahl an.

Bei der deutschen Zitierweise stehen die Literaturangaben nicht im Text, sondern in einer Fußnote.

Direkt oder indirekt?

Direkte Zitate sind die wörtliche Übernahme fremden Gedankengutes. Das bezieht sich auf Begriffe, Satzteile, ganze Sätze und komplette Absätze gleichermaßen. Wichtig ist hier die eindeutige Kennzeichnung der Zitate, beispielsweise durch Anführungszeichen oder (zusätzliche) Kursivsetzung beziehungsweise Herausstellung bei längeren Zitaten.

Wörtliche Zitate werden exakt so wiedergegeben, wie sie in der Quelle stehen. Sie dürfen also nichts hinzufügen und nichts (ohne Kennzeichnung) weglassen. Selbst Fehler müssen Sie übernehmen und, wenn nötig, mit [sic!] markieren.

Indirekte Zitate sind die sinngemäße Übernahme fremden Gedankengutes. Sie stehen nicht in Anführungszeichen, werden aber trotzdem eindeutig gekennzeichnet – per Kurzbeleg in Klammern (amerikanische Zitation) oder als Fußnote (deutsche Zitation).

Die Einbindung in den Argumentationsaufbau

Die geschickte Einbeziehung von fremden Gedanken in die eigene wissenschaftliche Arbeit zeugt nicht nur von der Kenntnis des Forschungsstandes. Sie hilft auch bei der Verortung der eigenen Leistung innerhalb des Forschungsfeldes.

Das große Potenzial im Umgang mit Referenzen liegt also in der Möglichkeit, diese für die eigene Argumentation zu nutzen.

Kommentieren Sie jedes Ihrer Zitate

Alle aufgeführten Referenzen müssen in Ihre Argumentation passen und im angemessenen Rahmen diskutiert werden. Ein zusammenhanglos präsentiertes Zitat bringt keinen Mehrwert. Erst mit Ihrer Positionierung dazu wird die Referenz zum Bestandteil Ihrer Arbeit.

Zitate können Ihre Argumentation unterstützen, sie aber keinesfalls ersetzen.

Gehen Sie mit wörtlichen Zitaten sparsam um

Direkte Zitate haben – vor allem wegen ihrer formalen Kennzeichnung – eine starke Wirkung. Es sind „Augenanker“, die die Aufmerksamkeit der Leserin binden.

Überlegen Sie sich deshalb genau, ob das jeweilige Zitat exakt in Ihre Argumentation passt – und ob Sie das nicht besser mit Ihren eigenen Worten (als indirektes Zitat) sagen können.

Platzieren Sie Ihre eigene Meinung prominent

Dass Sie fremdes Wissen kennzeichnen müssen, ist unbestritten. Doch wie können Sie Ihr eigenes Wissen eindeutig als solches markieren?

Fremdes Gedankengut findet sich in wissenschaftlichen Arbeiten hauptsächlich im Theorieteil. Sie bringen Zitate, wenn Sie den Stand der Forschung vorstellen, wenn Sie aus verschiedenen Definitionen die für Ihren Ansatz passende herausarbeiten oder wenn Sie Meinungen kontrovers diskutieren. Diese Abschnitte befinden sich üblicherweise im vorderen Teil Ihrer Arbeit. Im hinteren Teil geht es vordergründig um die Aspekte, die Sie selbst herausgefunden haben.

Dieses Prinzip lässt sich auch absatzweise anwenden: Erst das Fremdwissen – dann Ihre Analyse dazu.

Haben Sie noch Fragen zum Umgang mit Zitaten?

Dann kontaktieren Sie mich. Ich berate Sie gerne ausführlich zu allen Themen des wissenschaftlichen Schreibens.