„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ Das ist eine Haltung, mit der man gut durchs Leben kommen kann. Doch gerade beim Schreiben halten es viele mit der Variation von Mark Twain:
Verschiebe nicht auf morgen, was genauso gut auf übermorgen verschoben werden kann.
Die Verlockung, unangenehme Aufgaben aufzuschieben, ist groß. Sie wollen erst das schöne Wetter genießen und sich später an den Schreibtisch setzen? Manche Menschen können das wirklich. Bei den meisten funktioniert das aber nicht. Sie verschieben ihre Arbeit immer weiter nach hinten. Peter Ustinov erkennt dahinter sogar ein System:
Die Menschen, die etwas von heute auf morgen verschieben, sind dieselben, die es bereits von gestern auf heute verschoben haben.
Prokrastination macht krank
Fällt es Ihnen schwer, bestimmte Aufgaben anzugehen oder sie zeitnah zu beenden? Mit diesem Verhaltensmuster sind Sie nicht allein. Die „Aufschieberitis“ kennen wohl die meisten. Der Fachbegriff für das extreme Aufschieben lautet Prokrastination: lat. pro bedeutet „für“ und cras heißt „morgen“.
Wenn Sie mehr zum Thema lesen wollen, empfehle ich Ihnen den überaus interessanten Beitrag Warum Prokrastinierer prokrastinieren. Der Autor erklärt zum einen sehr anschaulich, was im Gehirn von Prokrastiniererinnen abläuft. Darüber hinaus, und das ist fast noch wichtiger, zeigt er auf, welche negativen Auswirkungen Prokrastination auf das gesamte Leben hat.
Was Sie gegen das Prokrastinieren tun können
Die Gründe, ein Schreibprojekt zu verschieben oder nicht zu realisieren, sind individuell sehr verschieden. Meiner Erfahrung nach lässt sich Prokrastination im Schreibprozess an drei Aspekten festmachen. Diese können einzeln oder auch in Kombination auftreten.
Prokrastiniererinnen
- sind unmotiviert, weil sie nicht wissen, warum sie schreiben sollen
- haben kein Ziel und wissen daher auch nicht, worüber sie schreiben sollen
- arbeiten unstrukturiert oder wissen einfach nicht, wo sie anfangen sollen
Schreibprokrastination können Sie reduzieren oder vermeiden. Alles, was Sie dazu brauchen sind ein Plan, ein Ziel und die richtige Motivation. Beginnen wir mit der Motivation.
WARUM wollen Sie schreiben?
Wie motivieren Sie sich? Wer mit der Aussicht auf eine wirklich verlockende Belohnung an die Arbeit geht, bringt diese auch schnell zu Ende.
Überlegen Sie sich, was Sie bei Ihrer Arbeit antreibt. Was könnte eine gute Belohnung für Ihr neues Schreibprojekt sein?
Finden Sie Ihren Motivator
Für die eine ist die Vorfreude auf mehr Freizeit der treibende Keil: „Wenn ich die Hausarbeit im September abgegeben habe, kann ich im Oktober noch Urlaub machen.“ Die nächste lässt die Aussicht auf Erfolg zur Höchstform auflaufen: „Wenn der Blogbeitrag richtig gut wird, bringt mir das viele neue Leserinnen.“
Ihre Motivation muss so stark sein, dass die Mühen des Schreibens dadurch in den Hintergrund treten.
Jeder, der das WARUM kennt, erträgt auch das WIE
Wenn es Ihnen schwer fällt, sich zu motivieren oder wenn Sie nicht wissen, wie Sie sich belohnen können, dann versuchen Sie es doch mal mit dem Gegenteil.
Schlechte Nachrichten nehmen wir viel intensiver auf als gute. Gleiches gilt für unsere Motivation. So bewirkt die Androhung von Sanktionen oft mehr als die Aussicht auf Belohnung.
Negative Motivation wirkt stärker als positive
Fragen Sie sich, was passieren würde, wenn Sie Ihr Schreibprojekt nicht realisieren oder es auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Sofern die Folgen unangenehmer sind als der Kraftaufwand beim Schreiben, ist das die beste Motivation.
Jetzt wissen Sie schon mal, dass Sie schreiben wollen. Bevor Sie sich Gedanken über das WIE machen können, müssen Sie aber noch herausfinden, worüber Sie schreiben wollen.
WAS wollen Sie schreiben?
Um motiviert mit dem Schreiben beginnen zu können, brauchen Sie ein ganz konkretes Ziel. „Ich will so schnell wie möglich mit meiner Hausarbeit fertig werden,“ ist kein gutes Ziel. Besser wäre: „Ich will die Hausarbeit zum Thema ‚Wie plane ich mein Schreibprojekt?‘ am 31. Oktober 2017 abgegeben haben.“
Gute Ziele haben Zahlen
Jedes Ziel braucht einen messbaren Wert, denn nur mit diesem ist es überprüfbar. Sobald alle Parameter stimmen und die entsprechenden Aufgaben erledigt sind, können Sie sich auf die Schulter klopfen und sagen: „Ich habe mein Ziel erreicht.“
Bleiben Sie auf dem Boden der Tatsachen
Schätzen Sie Ihre Situation realistisch ein. Setzen Sie sich nur Ziele, die Sie – mit angemessener Kraftanstrengung – auch schaffen können. Zu optimistische Einschätzungen oder „sportliche“ Ziele sind hier fehl am Platze. Sie erzeugen nur unnötig Druck und dieser führt bei Nichterreichen zu Frustration.
Machen Sie Ihr Vorhaben öffentlich
Binden Sie andere Menschen ein. Sprechen Sie mit Ihren Eltern, Freundinnen, Kolleginnen oder Mitarbeiterinnen über Ihre Zielvorgaben. Seien Sie dabei ehrlich und nennen Sie konkrete Zahlen. Der Erfahrungsaustausch wird Ihnen helfen, die Zielvorgaben realistischer einzuschätzen. Darüber hinaus erhöht die laut ausgesprochene Verpflichtung Ihre Motivation.
Sie wissen nun, WAS Sie schreiben wollen und WARUM. Eigentlich könnte es jetzt losgehen. Das Ziel ist klar. Sie haben jedoch keine Ahnung, WIE Sie es erreichen sollen.
WIE wollen Sie schreiben?
Sie sehen zunächst nur den Berg an Arbeit, der vor Ihnen liegt. Die Spitze ist aber noch in weiter Ferne. Es erscheint Ihnen absolut unmöglich, dieses Ziel zu erreichen. Sie müssen deshalb nach Wegen suchen, die Sie zum Ziel führen.
Gehen Sie schrittweise vor
Ein guter Text kostet Zeit: Zeit für die Recherche zum Thema, Zeit für den Argumentationsaufbau, Zeit für treffende Formulierungen, Zeit für redaktionelle Arbeiten, … Um konzentriert und ohne Druck arbeiten zu können, müssen Sie Ihr Schreibprojekt strukturieren.
Erstellen Sie sich einen Arbeitsplan. Dieser basiert auf dem konkret ausformulierten Ziel. Überlegen Sie sich nun, welche Arbeitsschritte notwendig sind, um das Ziel zu erreichen:
- Themenfindung
- Recherche
- Argumentationsaufbau
- diverse Lese- und Schreibphasen
- Endredaktion
Was können Sie in welcher Zeit mit welchem Aufwand erledigen? Welche Arbeitsschritte können parallel ablaufen? Welche bauen aufeinander auf? Gibt es Prioritäten? Bei welchen Bereichen sollten Sie sich Hilfe holen?
Planen Sie so detailliert wie möglich – und denken Sie immer daran, dass auch mal was dazwischen kommen kann.
Gibt es Störfaktoren?
Bei den meisten Projekten kommt es im Laufe der Zeit zu Planänderungen. Solange Sie darauf vorbereitet sind, ist das kein Drama. Gehen Sie am besten auf Nummer sicher und planen Sie Pufferzeiten mit ein.
Überlegen Sie sich auch, welche Störfaktoren Sie von Ihrem Vorhaben abhalten könnten. Suchen Sie im Vorfeld gezielt nach Lösungsmöglichkeiten. Wenn Sie auf einen Großteil der Eventualitäten vorbereitet sind, können Sie im Falle eines Falles schnell reagieren.
Behalten Sie Ihr Ziel im Blick
Neben der konzentrierten Arbeit am Thema sollten Sie in regelmäßigen Abständen Ihren IST-Stand mit dem SOLL abgleichen. Sind Sie im Plan? Dann ist alles gut.
Wenn Sie hinter Ihren Zeitvorgaben zurückbleiben, müssen Sie die Konsequenzen der Verzögerung abschätzen und nach einer Lösung suchen. Reichen die Pufferzeiten? Gibt es Arbeitsschritte, die Sie weglassen können? Können Sie sich Hilfe holen?
Der prüfende Blick auf den Arbeitsplan dient nicht nur der Kontrolle. Er soll Ihnen auch aufzeigen, was Sie bereits geschafft haben. Jeder noch so kleine Meilenstein, den Sie im Laufe Ihres Schreibprojekts erreichen, bringt Sie Ihrem Ziel ein Stück näher. Das ist ein Grund zur Freude und motiviert zum Weiterarbeiten.
Machen Sie aus dem Schreiben-Müssen ein Schreiben-Wollen
Überlegen Sie sich, welchen Mehrwert Sie mit dem Schreiben generieren wollen und welchen Nutzen Ihnen das bringt. So können Sie entscheiden, ob sich die Mühe überhaupt lohnt.
Wenn Sie wissen, warum Sie schreiben, ergibt sich das Ziel der Arbeit schon fast von selbst. Leiten Sie aus diesen Parametern die notwendigen Arbeitsschritte ab. Konzentrieren Sie sich auf Ihren Plan und beginnen Sie mit Freude Ihr Schreibprojekt.
Mit der richtigen Motivation, konkreten Zielvorgaben und einem detaillierten, gut strukturierten Arbeitsplan haben Sie ein Fundament, auf das Sie bauen können. Sie wissen ganz genau, was zu tun ist – und Sie wissen auch, warum Sie das tun.
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