Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Es gibt Texte, die so vor sich hin plätschern oder die ganz interessante Fragen aufwerfen, sich dann aber verlieren und nicht zum Ziel kommen. Und dann gibt es Texte, die vom ersten Wort an fesseln und es schaffen, die Spannung bis zum Schluss zu halten. Also Texte, die einfach Spaß machen beim Lesen. Das sind meist verständlich geschriebene Texte.

Bei genauer Betrachtung ist es oft gar nicht der Inhalt, der unsere Aufmerksamkeit bindet, sondern eher die „Verpackung“ des Inhalts. Die Gestaltung des Textes hat also Einfluss darauf, ob wir den Inhalt aufnehmen wollen oder nicht.

Welche Kriterien machen einen Text spannend?

Ich möchte hier auf drei Aspekte eingehen, die für die Qualität eines Textes entscheidend sind.

1. Leserfreundlichkeit
2. Empfängerorientierung
3. Authentizität

Die Berücksichtigung dieser drei Punkte macht aus einem Text ein Leseerlebnis. Probieren Sie es aus!

Die Hinweise gelten für alle Arten von Sach- und Gebrauchstexten gleichermaßen. Sie helfen Ihnen beim Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit ebenso wie bei der Erstellung von Werbetexten.

Leserfreundliche Texte sind verständlich

Ob wir den Inhalt eines Textes erfassen können oder nicht, hat wenig mit dem Thema zu tun. Es kommt vielmehr darauf an, wie die Informationen aufbereitet und der Leserin präsentiert werden.

Nehmen Sie Ihre Leserin an die Hand und begleiten Sie sie durch Ihre Argumentation! Halten Sie sich dabei am besten an das aus der Wissenschaft bekannte KISS-Prinzip: Keep it short and simple.

Regel Nr. 1: Schreiben Sie einfache Sätze

Schachtelsätze, die mit Informationen überfrachtet sind, kann unser Gehirn nur schwer verarbeiten. Es braucht entweder sehr lange oder nimmt nur einen Teil der Informationen auf. Durch zu komplexe Satzstrukturen können also wichtige Elemente Ihrer Argumentation verloren gehen.

Mit einfachen Hauptsätzen, die jeweils nur eine Aussage enthalten, erleichtern Sie Ihrer Leserschaft das Verständnis. So stellen Sie sicher, dass Ihre Botschaften auch richtig ankommen und nicht zu Fehlinterpretationen führen.

Regel Nr. 2: Beschränken Sie sich auf das Wesentliche

Aufgrund der Vielzahl von Daten und Fakten, die tagtäglich auf uns einwirken, müssen wir Prioritäten setzen: Bei Fragen suchen wir nach Antworten. Für Probleme brauchen wir Lösungen. Leere Phrasen oder langatmige Ausschweifungen sind dabei kein Mehrwert. Sie langweilen nur oder lenken vom Thema ab.

Geben Sie Ihrer Leserin immer nur die Informationen, die sie gerade braucht – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Regel Nr. 3: Strukturieren Sie Ihren Text

Bei komplexen Fragestellungen verlieren wir schnell den Überblick und sehen dann „den Wald vor Bäumen nicht“. Oft sind die Dinge aber gar nicht so unüberschaubar, wie es auf den ersten Blick aussieht. Mit etwas Übung lässt sich jedes noch so schwierige Thema allgemein verständlich erklären.

Brechen Sie größere Themenfelder auf und behandeln Sie jede relevante Information in einem eigenen Absatz. Gehen Sie immer schrittweise vor und achten Sie auf den „roten Faden“, der die einzelnen Teilbereiche zu einem großen Ganzen zusammenführt.

1. Beginnen Sie jeden Absatz mit einer Einleitung. Das garantiert die Aufmerksamkeit der Leserin.
2. Präsentieren Sie Ihr Argument und beschränken Sie sich dabei auf die Kernaussage.
3. Beenden Sie das Thema mit einem Fazit. Dieses leitet im Idealfall gleich zum nächsten Absatz über.

Leserfreundliche Texte sind verständlich geschrieben, fokussieren auf das Wesentliche und weisen eine übersichtliche Struktur auf.

Empfängerorientierte Texte wecken Interesse

Sachtexte können – ebenso wie ein gutes Buch – interessant und spannend geschrieben sein. Um die Leserin für das Thema zu begeistern und die Aufmerksamkeit bis zum Schluss zu halten, muss sie sich angesprochen fühlen.

Suchen Sie dazu den Kontakt zu der Empfängerin Ihrer Texte. Kommunizieren Sie mit ihr und gehen Sie auf ihre Wünsche und Bedürfnisse ein. Stellen Sie die Empfängerin in den Mittelpunkt Ihres Textes. Schreiben Sie also nicht (nur) über Dinge, die Ihnen wichtig sind. Beziehen Sie auch die Aspekte mit ein, die Ihre Leserschaft von Ihnen erwartet.

Regel Nr. 4: Sprechen Sie Ihre Leserin direkt an

Um empfängerorientiert schreiben zu können, müssen Sie wissen, wer Ihre potenziellen Leserinnen sind. Suchen Sie deshalb Antworten auf folgende Fragen:

1. Was möchten Sie erreichen beziehungsweise welches Ziel verfolgen Sie?
2. Wen möchten Sie erreichen beziehungsweise wer gehört zu Ihrer Zielgruppe?
3. Worin unterscheidet sich Ihre Botschaft von anderen?

Mit klar definierten Zielen und dem Fokus auf der Einzigartigkeit Ihrer Themen können Sie sich Ihrer Zielgruppe annähern: Je konkreter Sie sich Ihre Leserin vorstellen, desto direkter können Sie sie auch ansprechen. Und je genauer Sie Ihre Botschaft formulieren, desto besser kann sich Ihr Gegenüber damit identifizieren.

Für wissenschaftliche Arbeiten gelten Konventionen, die eine direkte Ansprache unmöglich machen (das „ich-Tabu“). Diese sollten Sie in jedem Falle einhalten. In anderen Bereichen können Sie direkt werden und im Aktiv schreiben. Überlegen Sie sich dabei, ob Sie Ihrer Leserin ein jugendlich-freundschaftliches „Du“ anbieten oder das konservativ-wertschätzende „Sie“ bevorzugen.

Regel Nr. 5: Drücken Sie sich verständlich aus

Stellen Sie sicher, dass Sie von Ihrem Gegenüber verstanden werden. Mit einer „gemeinsamen Sprache“ bringen Sie Ihrer Leserin Respekt entgegen und zeigen ihr, dass Sie sie wertschätzen.

1. Vermeiden Sie Fremdwörter oder Begriffe, mit denen Ihr Gegenüber nicht vertraut ist.
2. Erklären Sie Zusammenhänge oder geben Sie Hinweise auf weiterführende Informationsquellen.
3. Verzichten Sie auf Mehrdeutigkeiten. Helfen Sie der Leserin, die intendierte Variante zu finden.

Regel Nr. 6: Schaffen Sie Vertrauen

Da Kommunikation am besten in einer vertrauten Umgebung gelingt, sollten Sie sich um das Vertrauen Ihrer Leserin bemühen. Dieses können Sie gewinnen, indem Sie eine gemeinsame Basis schaffen. Erzählen Sie zum Beispiel von sich und Ihren Werten, von Ihren Erfahrungen, Ihren Interessen. Ihr Gegenüber wird dabei nach Anknüpfungspunkten suchen, um Ihre Aussagen mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen.

Sie können Ihren Botschaften Nachdruck verleihen, wenn Sie diese in eine Geschichte verpacken. Beziehen Sie dabei Erwartungen, Hoffnungen, Interessen oder auch Befürchtungen ein, die Sie bei Ihrer Leserin vermuten.

Empfängerorientierte Texte sprechen die Leserin direkt an, nutzen die „gemeinsame Sprache“ und stellen eine Beziehung zum Gegenüber her, die auf Respekt und Vertrauen basiert.

Wer zur Quelle will muss gegen den Strom schwimmen (H. Hesse)

Wenn Ihre Texte positive Aufmerksamkeit erregen sollen, müssen sie sich von anderen unterscheiden.

Regel Nr. 7: Seien Sie einzigartig

Um sich von der Masse abzuheben, können Sie zum Beispiel Ihren eigenen Stil entwickeln. So wie literarische Werke durch die Autorin geprägt sind, spiegeln auch Sachtexte die Person der Verfasserin wider. Wenn Sie Ihren Texten eine „persönliche Note“ geben, machen Sie sich dadurch unverwechselbar.

Bei Werbetexten ist Ihnen sicherlich schon aufgefallen, dass sie oft mit sprachlichen Normen spielen, Grenzen überschreiten oder Neuartiges schaffen. Das betrifft nicht nur die Interpunktion und die Satzstruktur, sondern auch die Wortwahl und das Register. Sie können zum Beispiel neue Wörter finden, unübliche Kombinationen wagen oder Ihren Dialekt einsetzen.

Vertrauen Sie Ihrem Gefühl. Beziehen Sie Stellung, sagen Sie Ihre Meinung, erlauben Sie sich einen Standpunkt. Dadurch zeichnen Sie sich aus. Dadurch heben Sie sich von anderen ab. Und dadurch bleiben Sie und Ihr Text auch lange im Gedächtnis.

Textarbeit ist Arbeit

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren meiner Hinweise – und etwas Geduld. Bitte üben Sie weiter, auch wenn es nicht gleich so klappt, wie Sie sich das wünschen. Erwarten Sie am Anfang nicht zu viel, denn es ist bekanntlich noch keine Meisterin vom Himmel gefallen. Textarbeit kostet viel Zeit und Mühe.

Selbstverständlich können Sie sich auch Unterstützung durch ein Schreibcoaching holen. Dieses ist für Studentinnen ebenso geeignet wie für Unternehmensgründerinnen, die verständlich schreiben wollen oder Hilfe beim Erstellen ihres Businessplanes benötigen. Kontaktieren Sie mich oder vereinbaren Sie gleich einen Termin für ein kostenloses Erstgespräch!